Alle Hamburger kennen und lieben sie, die Altonale.
Das jährlich stattfindende Stadtteilfest hat Kultcharakter und designbegeisterte Nordlichter wissen genau, dass man hier immer wieder ganz besondere Fundstücke entdeckt. Dieses Jahr verschlug es die Fundstücke-Redaktion in einen der unzähligen Hinterhöfe des geschichtsträchtigen Viertels, wo wir uns auf den ersten Blick in die Werkstücke aus der Möbelmanufaktur Jan Cray verliebten.
Nach vielen Ahs und Ohs war klar, dass wir gerne ausführlicher über die wunderbaren, handgefertigten Möbel, und den Kopf, der dahinter steckt, berichten möchten. Zum Glück hatte Jan Cray Zeit für uns, um in einem ausführlichen Gespräch über seine Leidenschaft, seine Wurzeln und seine Vorbilder zu sprechen.

Hallo Jan, dann legen wir gleich mal los.
Wie bist Du dazu gekommen Möbel zu bauen?
Ich bin eigentlich gelernter Mechatroniker, habe aber seit meinem 16. Lebensjahr Möbel restauriert. Ich hatte das Glück, diese Tätigkeit bei einem bekannten Möbelrestaurator ausüben zu können und habe diese Leidenschaft immer neben meinem Beruf betrieben.
Alte Oberflächen zu neuem Leben zu erwecken hat mich von jeher fasziniert und vor drei Jahren nahm die Idee Gestalt an, dass erlernte Metallhandwerk mit dem Medium Holz zu verbinden und daraus eigene Stücke zu kreieren und zu produzieren.

Welche Berufsbezeichnung würdest Du Dir selbst verpassen?
Möbelinterpréteur (lacht).
Da ich nicht den klassischen Ausbildungsweg gegangen bin, verstehe ich mich als eine Art Autodidakt, der aufgrund seiner Leidenschaft für Technik und analytische Lösungsorientiertheit hochprofessionell arbeitet und gleichzeitig oft auch viel freiräumlicher denkt als jemand, der immer nur nach Schema F, beziehungsweise „so wie man es gelernt hat“ handelt.

Wie würdest Du das typische Jan Cray Design beschreiben?
Ohne Firlefanz. Klare und einfache Formen, dargestellt in sinnigen Proportionen und spannenden Materialkontrasten. Funktionalität ist ein Muss für mich, sonst würde ich ein Möbel erst gar nicht anfertigen. Ich baue keine temporären Lifestyleprodukte, die Menschen sollen im besten Fall ein Leben lang Freude an dem Stück haben und es in die nächste Generation weitervererben.

Was fasziniert Dich am Handwerk?
Ich liebe es, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen. Auch die Haptik der einzelnen Materialien, das Besondere daran zu erspüren, beeindruckt mich jeden Tag aufs Neue.
Außerdem bin ich ein absoluter Technikfan. Wenn ein Problem auftaucht, tüftel ich mit Hingabe so lange daran herum, bis es sinnvoll und effizient gelöst ist.

Gibt es Menschen, die dich besonders beeinflusst haben?
Jean Prouve oder Friso Kramer in jedem Fall. Ihre Designs sind nicht umsonst Klassiker. Die Entwürfe brauchen nicht viel und sind dennoch immer absolute Hingucker. Das ist schon eine Kunst für sich.
Nils Holger Moormann fasziniert mich vor allem als Unternehmer. Er betreibt eine straighte und ungewöhnliche Firmenphilosophie und traut sich Dinge offen und ehrlich anzusprechen. Das ist in der Möbelbranche, die oft ganz schön Chi-Chi ist, eine Wohltat.
Und last but not least, natürlich meine gesamte Familie und Freunde.
So eine Firmengründung ist ja keine Kleinigkeit und sie haben mich von Anfang an unterstützt und stehen immer zu hundert Prozent hinter mir.
Das ist unglaublich viel wert.

Was wünscht Du Dir für die Zukunft?
Es passiert gerade einiges, das ist toll. Vor kurzem war der Umzug der Werkstatt in größere Räumlichkeiten und ich habe einen Mitarbeiter eingestellt. Es wäre schön, wenn sich das Unternehmen „Jan Cray Möbel“ langsam aber stetig, im ganz eigenen Tempo entwickelt, so dass weiterhin so viele Freiheiten in der Gestaltung möglich sind.

Das Fundstücke-Team bedankt sich herzlich für das Gespräch und wünscht nur das Beste auf diesem spannenden Weg. Janny Schulte

 

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