Yuhhuuuu, die Franzosen erobern Hamburg!
Wer schon einmal auf Kuba war, weiß, auf der Karibikinsel auf die Schnelle etwas Vernünftiges zu Essen zu bekommen, ist eine Herausforderung. Es gibt immer nur Fleisch, Bohnen, Pizza oder Burger.
Nach einer Einladung zum Dinner bei Freunden wird das Rätsel langsam gelöst.
Nicht nur Exprtwaren sind hier Mangelware, auch internationale Rezepte sind hier nur schwer zugänglich.
So wächst Salbei beispielsweise am Straßenrand, aber dass dieser, geschwenkt in Butter, ein kulinarisches Gedicht ergeben kann, weiß in Kuba kaum jemand.
Was das nun mit den Franzosen zu tun hat?
Ganz einfach, in unserer schönen Hansestadt eröffnen immer mehr Patisserien, Cafés und Restaurants, die von Franzosen und Französinnen geführt werden. Das finden wir ganz wunderbar, denn die Erfahrung in Kuba hat uns vor Augen geführt, welch kulinarischen Vorteile wir dadurch genießen.
Die Gastronomie erfährt, ob der Vermischung der Kulturen, einen gigantischen Schub nach vorne. Das fing mit den italienischen „Gastarbeitern“ in den 50er Jahren an, und wir freuen uns, dass noch lange kein Ende in Sicht ist, denn wir sind Schleckermäulchen und lieben gutes Essen.
Warum in den letzten Jahren so viele französische Gourmet-Kleinode wie Pilze aus dem Boden schießen, können wir uns zwar nicht erklären, aber eigentlich ist uns das auch ganz egal, Hauptsache es gibt Croissants, Baguettes, Macarons und Quiches für uns.
Der wohl bekannteste Franzose ist die Brasserie la Provence in Ottensen.
Das im Jahre 2005 eröffnete Restaurant kann ruhig als Urgestein des Hypes bezeichnet werden, haben die Brasserie La Provence – Macher Stephan Hippe und Boris Krivec doch sogar ein Kochbuch herausgebracht. Unter dem Titel „Le Grand Bordel“ sind hier Rezepte, Storys und französische Weisheiten vereint.
Die Brasserie la Provence wird von den Kritikern immer wieder hochgelobt und die Stammgäste sind sich sowieso einig: Besser kann man auch in Frankreich nicht dinieren.
Wo sich die Brasserie la Provence vollständig auf das Abendgeschäft fokussiert, sind die in den letzten Jahren eröffneten Lokalitäten, eher auf das Tagesgeschäft spezialisiert. Mal mit Schwerpunkt auf den Mittagstisch, mal eher auf die süße Verführung am Nachmittag oder sogar mit eigener Backstube.
Eins bleibt jedoch immer gleich, das was an Spezialitäten serviert wird, ist immer typisch französisch.
Wer die Mittagspause in Frankreich verbringen will, dem seien das Café Métropolitain, sowie das Café Le BeauVoisin an´s Herz gelegt.
Inspiration für das Café Metropolitain war, der Name lässt es schon vermuten, die Pariser Metro. Die Inneneinrichtung ist in den Farben der legendären Untergrundbahn gehalten und auch thematisch sind die Räumlichkeiten einem Besuch dort nachempfunden.
Von Schmuddeligkeit, wie man es aus der Metro manchmal kennt, ist hier allerdings nichts zu spüren, alles ist frisch und sehr clean.
Das Konzept der Speisen unterteilt sich in To Go & To Dine In.
Vom Petit Déjeuner, dem Frühstück, bis zum Déjeuner, dem Mittagessen, kann man sich hier verwöhnen lassen. So mancher Bürohengst, der an die Standard-Mittagstisch-Preise um die 5,50€ gewöhnt ist, wir hier allerdings ein wenig schlucken, denn das kostet im Café Métropolitain schon eine einfache Suppe. Allerdings speist man dann auch wie Gott in Frankreich, vor allem, wenn man sich noch ein Gläschen vom hauseigenen Champagner schmecken lässt.
Das Café Le BeauVoisin in Winterhude bietet zwar keinen hauseigenen Perlwein an, trumpft dafür aber mit einer sehr abwechslungsreichen Karte auf.
In familiärer Atmosphäre kann man sich hier beispielsweise Quiches mit Ziegenkäse, Sellerie und Tapenade oder Dattel-Speck Scones mit Frischkäse und Tomaten schmecken lassen. Alle zwei Tage gibt es eine komplett neue Karte mit mindestens drei Gerichten, wie man sie aus dem letzten Frankreich Urlaub kennt.
Am Wochenende wird hier groß aufgefahren und man trifft sich mit netten Leuten zum Frühstück.
Weiter geht die kulinarische Reise mit dem par ici. Seit einem Jahr verfolgt dieses schnuckelige Ladenlokal den gleichen Ansatz wie auch Die Pâtisserie und das Eclair au Café. Um auch wirklich den originalen Geschmack Frankreichs nach Hamburg zu holen, scheuen diese Gourmets keine Mühen, und stehen jeden Morgen in der hauseigenen Backstube. Nur die besten Zutaten werden hier, mit viel Liebe und Geduld, verarbeitet.
Die Hamburger stehen Schlange, um es sich bei traditionell gefertigten Köstlichkeiten gut gehen zu lassen.
Wer hier einmal genascht hat, dem erscheint die Auswahl in deutschen Bäckereien danach fast ein wenig dürftig. Ist man dort schon froh, wenn man ein nett belegtes Sandwich ergattert, verfügt der Franzose über ein Sortiment, das unerschöpflich erscheint. Von Croissants über Baguettes, süßen Tartes und Tartelettes, bis zu Mignardises und Salés – von Salzig bis Süß – hier wird jedes Gelüst befriedigt.
Diese Art der Verköstigung findet regen Anklang und die Nachfrage ist so groß, dass das Eclair au Café kürzlich erste ein weiteres Café in Eimsbüttel eröffnete.
Im Gegensatz zu der wirklich minikleinen Lokalität in Ottensen ist hier nun Platz für zahlreiche Gäste.
Im Sommer kann man es sich hier auf der Terrasse gemütlich machen und die Spezialitäten von Chefpâtissier Darius Heshmat schmecken lassen.
Ach, egal für welches der Lokale man sich nun entscheidet, die Auswahl ist wirklich fantastisch, die Qualität absolute Spitzenklasse und der Service typisch, französisch charmant.
Bei so einer geballten Ladung Frankreich kann es schon mal passieren, dass man ganz vergisst, dass man gar nicht in Paris, sondern in Hamburg ist.
Wir sagen Dankeschön für ein großes Stück Lebensfreude und verneigen uns vor dem unermüdlichen Enthusiasmus, mit dem die Betreiber dieser tollen Einrichtungen, Hamburg wirklich zum Tor der Welt machen. Janny Schulte