Die Jeans ist immer noch Topseller No.1 der deutschen Bekleidungsindustrie.
Über 100 Millionen Exemplare werden jährlich nach Deutschland importiert und die Hersteller buhlen um die Gunst des Endverbrauchers.
Dass die Herstellungsbedingungen nicht immer die allerschönsten für Mensch, Tier und Umwelt sind, sollte mittlerweile allen klar sein. Dass die Produktionskosten für das „blaue Gold“ jedoch im Schnitt weiter unter 10€ liegen, egal ob das Endprodukt für 300€ oder 19,99€ verkauft wird, ist allerdings eine Farce, die nicht jedem bewusst ist.
Den Gründern von Blaumann-Jeanshosen ist diese Problematik, auch aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen in der Textilbranche, bekannt, und anstatt nur zu jammern, wurde die Vision, das Jeans-Handwerk zurück nach Deutschland zu holen, in die Realität umgesetzt.
Produkte unter fairen Bedingungen, bevorzugt im eigenen Land herstellen zu lassen, ist ein sehr positiver Trend, der sich hoffentlich durchsetzt, aber selten wurde er so konsequent zu Ende gedacht wie im Fall von Blaumann-Jeanshosen.
Nicht nur die Jeans an sich werden in deutschen Konfektionsbetrieben gefertigt, auch alle Zutaten wie Garne, Knöpfe und die Lederetiketten stammen aus Deutschland.
Lediglich die Rohware, also der Jeansstoff, wird importiert.
Bevor deswegen Protest laut wird: Dies geschieht einzig und allein aus dem Grund, dass es keine Denimwebereien in Deutschland mehr gibt, und eine eigene Produktion aus dem Boden zu stampfen, wäre mit Kosten verbunden, die sich am Ende des Tages wirklich nicht mehr rechnen. Bezogen wird der Stoff aus Japan und Italien, bekannt als die Länder, die aufgrund besonderer Spinnverfahren, hochwertigsten Baumwollfasern und spezielle Färbetechniken, allerfeinste Qualität liefern.
Das ist aber noch lange nicht alles.
Produktmerkmale der Blaumann-Hosen sind die historische Webkante, Kappnähte, extra verstärkte Gesäßtaschen mit verdeckten Taschennieten und das jede Hose ungewaschen in den Händen des Kunden landet.
Für alle Laien: Ungewaschene oder auch Raw Denims gelten unter Kennern als die einzig wahren Jeans. Im Gegensatz zu gewaschenen Modellen ist der Stoff um einiges härter und es kann einige Monate dauern, bis sich die Jeans wirklich dem Träger anpasst, aber dann kennt der Jubel keine Grenzen mehr. Ungewaschene Jeans müssen so gut wie nie gewaschen werden. Levi´s Vizepräsidentin für Damenmoden, Jill Guenza, empfiehlt die Jeans regelmäßig einzufrieren, so werden Bakterien abgetötet und unangenehme Gerüche verhindert. Leichte Verschmutzungen werden ganz einfach mit dem Schwamm oder der Zahnbürste entfernt. Auch Star-Designer Tommy Hilfiger ist Anhänger des Trends und wäscht laut eigenen Angaben nie seine Jeanshosen.
Das Tüpfelchen auf dem i sind allerdings die Lederetiketten, deren Brandzeichen, einzeln und mit fortlaufender Typ- und Seriennummer, per Hand erstellt werden.
Somit wird jede Jeans aus dem Hause Blaumann ein Unikat und zum Sammlerstück.
Spätestens jetzt ist klar, die Blaumänner wissen, wovon sie sprechen und nicht umsonst startet die Unternehmung mit erfreulichen Verkaufszahlen und einem positiven Medienecho.
Ein netter Gedanke zu dem Thema ist außerdem der, das sich Geschichte oft wiederholt, dies jedoch in unterschiedlichster Form stattfinden kann.
Denn auf Wikipedia heißt es: „In den 1950er Jahren entdeckten Jugendliche die Jeans als Symbol des Protests gegen Tradition und Autorität. Jeans galten als „Symbole gewalttätiger Unreife und mutwilliger Herausforderung der Konventionen“.
Die Macher der Blaumänner-Hosen stecken zwar nicht mehr in der Pubertät, mit ihrer Geschäftsidee betreten sie jedoch wagemutig komplettes Neuland und fordern die Konventionen der Textilbranche im positiven Sinne heraus – und das alles im Namen der Jeans, Symbol des Protests gegen Tradition und Autorität. Janny Schulte