Was haben Michael Jackson, Bill Clinton und Paul Newman gemeinsam? Genau. Sie alle stehen in der Kundenkartei von Martin Greenfield. Der Schneider aus der New Yorker Bronx ist beliebt bei denen, die im Rampenlicht stehen, wohl nicht zuletzt wegen seiner Diskretion. Natürlich hat der sympathische alte Herr ein paar Anekdoten auf Lager, doch die bewegen sie nie unter der – von ihm vermessenen – prominenten Gürtellinie.
Das Leben hat es nicht immer gut gemeint mit Martin Greenfield. Vor 84 Jahren in Tschechien geboren, wurden er und seine Familie nach Auschwitz deportiert, nur er entkam dem Terror des Nazi-Regimes. Sein Weg führte ihn nach New York – und dort begann seine bilderbuchartige Karriere. Im Textilunternehmen GGG in der Bronx arbeitete er zunächst als Laufbursche und arbeitete sich bis zum Vizepräsidenten hoch. 1977 kaufte er das Unternehmen und firmiert seitdem unter Martin Greenfield Clothing. Mit seinen beiden Söhnen Jay und Tod führt er eine Heerschar von fast 130 Angestellten und zu seinen Kunden zählen nicht nur VIPs, sondern auch Designer Label wie Donna Karan, Yves Saint Laurent, Rag & Bone und Band of Outsiders.
Dass bei einem maßgeschneiderten Jackett die Ärmel passend lang sein sollten versteht sich von selbst. Doch was macht denn nun wirklich den perfekten Sitz aus? „Ein gutes Jackett besteht aus drei Schichten: Obermaterial, Futter und eine Zwischenlage aus Baumwollstoff. Diese mittlere Schicht ist bei einem Maßjackett nicht aufgenäht, sondern kann sich frei wegen. Das bringt Lebendigkeit in das Kleidungsstück und sorgt für besten Sitz.“ Wer also wissen will, wie hochwertig sein Jackett gearbeitet ist, braucht nur vorne an den Knöpfen zu ziehen, rät der prominente Schneider. „Da kann man am besten spüren, ob der Baumwollstoff irgendwo angenäht ist.“
Wenn der Kunde vergisst, dass er einen Anzug trägt, dann ist Mr Greenfield zufrieden. Colin Powell, der ehemalige US-Verteidigungsminister, schrieb ihm sogar einen Dankesbrief und Ben Affleck, für dessen Film „Argo“ er Anzüge im 70er Jahre Stil schneiderte, trägt diese nun privat. Bei Bill Clinton dagegen bedurfte es einiger Tricks, um aus ihm einen passionierten Maßanzugträger zu machen. Dieser fühlte sich nämlich in den lässigen Wollkrepp-Kreationen von Donna Karan ausgesprochen wohl und wollte nicht wechseln. Doch die Designerin, die eben diese Kollektion bei Greenfield produzieren ließ, schleppte den frisch gebackenen Präsidenten einfach in die 239 Varet Street und überließ ihn dem Maßband von Martin Greenfield. Der sagte nicht viel zu den Modeflausen des Mannes aus Arkansas, sondern änderte von Anzug zu Anzug die Höhe der Knopfleiste, bis das Jackett den optimalen präsidialen Business-Look hatte. Clinton, so sagt der Schneider verschmitzt, habe das nie bemerkt, sondern fühlte sich auch weiterhin „immer casual“.
Die Präsidenten kommen und gehen, und nach Gerald Ford und Bill Clinton vertraut auch Barrack Obama auf Greenfields Können. Über die Gerüchte, dass der Demokrat Hillary Clinton für seine Nachfolge in Position bringt, dürfte Martin Greenfield nicht begeistert sein. Nichts gegen Ms Clinton – aber er ist nun einmal Herrenschneider. Anke Bracht